Montag, 26. April 2010

Ein Tag der Service-Crew von Steffi und Benjamin

Text: Mike

Der Tag 2. Tag begann morgens um 6 Uhr nach einem „sanften“ Weckruf durch die Lautsprecheranlage der Orga. Juhu, endlich Urlaub! Bei gefühlten 90dB, ausgelöst durch Rammsteins Lied Sonne, wurden wir aus unseren Schlafsäcken getrieben. Für mich begann der Tag mit einem innerlichen Lächeln, wie es besser gar nicht sein konnte. Dann erblickte ich meine Beifahrerin. Oje, die schaute nicht so fröhlich drein. Ist Lisa etwa ein Morgenmuffel ? Hoffe nicht, denn wer mich kennt, in dieser Aufgabe gehe ich bereits völlig auf. Woran das wohl lag? An den schnarchenden Menschen im Zelt, an der recht frischen/kalten Nacht, an fehlendem Schlaf oder gar einfach nur Hunger?? Wer die Frauen kennt, kommt mit mir allerdings schnell zu dem Entschluss, es ist eine Verbindung aus allem, angeführt durch den Hunger. Da haben wir noch einmal Glück gehabt, denn in einem Team ist jeder Job nur einmal vergeben. So, jetzt schnell hoch, die alltägliche Hygiene hinter sich bringen, um dann sofort an das reichhaltige Frühstückbuffet zu sprinten. Schade nur, dass die Marokkaner das Wort „Frühstück“ etwas anders definieren als ich. Kaffee, frisch gepresster Orangensaft, eine Sorte Marmelade/Honig, Baguette, eine Art Pfannkuchen und ausreichend kleine Hörnchen mit Schokofüllung standen auf der langen Tafel. Wo bitte war mein Müsli mit Joghurt, sämtliche Käse- bzw. Wurstvariationen, die man so aus Europa gewohnt ist? An diesem Morgen legte ich unbewusst den Frühstücksplan der nächsten Woche fest, denn auch in dem nächsten Hotel sollte sich diese Auswahl an Speisen wieder finden. In meiner Erinnerung werde ich auf jeden Fall den „lecker Kaffee“ behalten. Puh, war das ein Hochgenuss. Ich denke geschmacklich glich dieser einem Edelkaffee, welcher leider nicht nur halb verdaut und durch irgend welche Katzen ausgeschieden war, sondern annähernd ganz verdaute Bohnenreste von den ortsansässigen Hunden enthielt! Eigentlich bin ich nicht so mäkelig, aber bei meinem Kaffee hört die Freundschaft auf. Ach ja, Hygiene war da noch so ein Stichwort… Die Sanitären Anlagen waren mit dem ca. 300 Personen umfassenden Rallyetross etwas überfordert. Zwei oder drei Duschen und die selbige Anzahl an Toiletten pro Geschlecht. Vielleicht möge es noch weitere Räumlichkeiten gegeben haben, ich habe sie aber leider nicht entdeckt. Also viel bei uns Männern quasi das Waschen noch spärlicher aus, als dieses schon zu Hause der Fall ist. Zähne wurden schnell am Auto geputzt und der Rest wurde nach einer kurzen Überlegung auf unbestimmte Zeit erst einmal verschoben. Lisa hingegen hatte da noch auf eine für mich neue Variante der Wäsche zurückgegriffen, die Feuchttücher. Wahnsinn, was man bei so einer Veranstaltung alles für neue Sachen kennen lernt. Habe die Tücher natürlich auch gleich zu Hause eingeführt, was man da so an Wasser sparen kann…
Nun ging es endlich los, Zündschlüssel herumdrehen, einen kurzen Moment verweilen und warten das alle Zylinder von unserem Stern zum Leben erweckt werden. Dieses war jeden Morgen wieder ein neues Glücksgefühl, wenn nach kurzem Schütteln alle sechs Pötte sauber vor sich hin blubberten und ihre Dienste zur Verfügung stellten. Der Weg in das etwa 400 km entfernte Merzouga zu unserem nächsten Camp, gestaltete sich ein wenig zäh. Zu unserer Freude wurden wir an diesem Tag durch unseren Motorradpiloten Stephan begleitet. Dieser konnte gelegentlich durch ein paar kleine Showeinlagen auf seinem Moped zu unserer Abwechselung beitragen. Besonders ein spanischer 1200er GS Fahrer samt Sozius stand die Freunde förmlich ins Gesicht geschrieben. Stephan hatte uns mal wieder auf dem unbefestigten Seitenstreifen rechter Hand überholt, und dabei einen etwa fußballgroßen Stein auf die Straße katapultiert. Bevor dieser allerdings dahin gelangte, detonierte dieser an unserem Unterboden von dem „fast neuen“ G. Der Wahnsinn, bis zu der Rallye hatte der knapp 30 jährige G fast keine Dellen, es sei denn, die Unebenheiten haben ihren Ursprung in der offenen Verbrennung ohne Flamme, auch Rost genannt.

Unser erstes Ziel an diesem Tag sollte der CP2 sein, an dem wir uns mit Stefanie und Benjamin zum Lunch verabredet hatten. Eigentlich eine Leichtigkeit für uns drei, denn wir waren ja bestens ausgerüstet, um die Situation zu meistern. Zwei GPS Geräte, ein Roadbook für die Service Teams, eins für die Rallye-Teilnehmer, ein Marco Polo Reiseführer und und und... Doch diese Aufgabe gestaltete sich schwieriger als gedacht. Laut unserem Navi lag der Punkt genau auf einer Straße. Aber auch bei genauer Betrachtung unserer Umgebung war weit und breit nichts zu sehen von einer roten Flagge samt Zeitnehmer oder gar anderer Teilnehmer. Das Einzige, was wir sehen konnten, war ein einsames Medical Car, welches auf einer Anhöhe stand. Nach einer kurzen Rücksprache mit unserem Kradmelder Stephan kamen wir zu dem Entschluss, die Ärzte auf dem Hügel nach dem rechten Weg zu fragen. Oje, wie peinlich, aber egal. Nun dachten wir daran diese Sache mit dem wendigen Krad zu erledigen, das wiederum wäre aber auch zu einfach gewesen und wir mussten den Hügel mit dem leicht überladenen G in Angriff nehmen. Ein weiterer Aspekt für das Auto war, Lisa konnte ihre erste Lektion in Sachen Geländeausflug als Fahrerin machen. Am Fuße des Berges stellte sich mir die Frage, wer von uns beiden nun aufgeregter sei? Lisa, weil noch nie im Gelände, ich, weil hilflos auf dem Beifahrersitz!? Aber egal, die Sanis waren ja nicht weit und hätten binnen Sekunden bei uns sein können. Also, kurzes Briefing am Fuße des Hügels, Allrad, Untersetzung und viel Gas werden uns schon gen Himmel katapultieren. Am Anfang der Steigung fühlte sich auch alles noch ganz prima an. Doch die Wahl des Ganges stellte sich als die Falsche heraus und selbst mein lautstarkes Fordern nach Vollgas brachten keinen Erfolg mehr. Auf den letzten Metern der Steigung streikte der Motor und ging aus. Wie gerne hätte ich in diesen Moment einen guten alten Saugdiesel gehabt, mit Schub aus dem Drehzahlkeller.

Nun standen wir da, hätte nur noch gefehlt, dass jetzt noch der Anlasser nicht funktioniert. Der war schon in Deutschland defekt und hat ab und an seine Dienste quittiert. Jetzt zum Glück aber nicht. Ersten Gang rein, kurze Instruktionen in Richtung Fahrerin bezüglich der Marschrichtung und los ging es. Ich bin mir ziemlich sicher, in dieser Situation ähneln sich Lisa und Stefanie sehr. Denn auch sie wäre in diesem Moment bestimmt gerne erst einmal auf das Stille Örtchen verschwunden. Zumindest wollte sie auf keinen Fall den Berg als Fahrerin wieder herunterfahren und wechselte, nachdem der Berg bezwungen war, auf die Beifahrerseite. Nun lag es bei mir, mich noch bei den Ärzten für den nicht gefundenen CP zu blamieren. Diese schienen sichtlich angetan von unserem Hill-Climb, denn sie konnten es aus erster Reihe mit ansehen, dieses Spektakel. Nach einer kurzen Unterredung stellten wir dann fest, dass der Punkt in unserem Navi ein CP aus der Rallye 2009 war; wie und wo auch immer der her war?! Die beiden Herren waren so nett und gaben mir die Koordinate von dem diesjährigen Punkt und wir machten uns umgehend auf den Weg dahin. Zurück auf die Straße, und weiter ging es. Nach weiteren 20Km hatten wir den CP2 endlich erreicht

.... to be continued !

Mittwoch, 14. April 2010

Tuareg Rallye Tag 5

Jetzt mach' ich doch mal mit Tag 5 weiter ...

Am Vorabend hatte ich noch Besuch in meiner Hotelsuite. Die junge Frau hatte sich schon vorher telefonisch angekündigt und stand dann irgendwann abends in meinem Zimmer. Versuche grad ein Paar Wörter zu finden, die den folgenden Satz nicht sexistisch erscheinen lassen. Oh jee ... also die Frau war blond, max. 1 Jahr älter als ich und max. 10 Jahre jünger als ich. Bin schlecht im Alter-Schätzen. Würden hier nur Männer lesen, gäbe es jetzt eine Punktzahl in der berühmten 10er Skala ... aber das spielt ja keine Rolle. Sie war aus dem Ärtzeteam und wollte sich noch einmal meine Schulter anschauen. War aber alles im grünen Bereich und nach der Luxation ging es mir sowieso viel besser. Ich bekam noch ein Paar Schmerztabletten und weg war sie schon wieder. Wollte mich ja noch vor Schmerzen vor ihr auf den Boden werfen, doch einerseits hatten die Ärzte da schon genug zu tun, andererseits wäre so eine Aktion mit der kaputten Schulter nicht ratsam gewesen.

Die Nacht war OK. Die Fixierung des Armes nervte zwar ziemlich schnell, doch mit ein Paar John Sinclair Hörspielen konnte ich die Nacht gut hinter mich bringen. Am nächsten Morgen lag ich lange im Bett, duschte noch länger und war der letzte beim Frühstück. Gab leider nur noch schlechten Kaffee. Den Rest des Tages verbrachte ich an der Poolbar ... viel Sonne ... angenehme knappe 30°C ... recht gute Pizza ... WLAN inkl. Internet ... und der Schulter ging es immer besser.


Das war so richtig ein Tag Pauschalurlaub. Normalerweise bin ich absolut nicht der Typ dafür, aber so einen Tag abhängen geht schon. Später kam noch der Rest des Teams dazu und erzählt vom Dünenrennen ... siehe Benni's Beitrag "1 Tag als Beifahrer", was so die fahrerischen Ereignisse des Tages waren.

Am nächsten Tag sollte es zurück nach Missour gehen. Steffi und Lisa besorgten für mich und meine Kati eine Mitfahrgelegenheit beim Team Kaiser. In der Wildsau wäre es wirklich ziemlich eng geworden.

Versuche mir grad vorzustellen, was Urlauber nach einer Woche all-inclusive zu berichten haben ... hab ja schon bei einem Tag Probleme "Inhalte" zu finden.

Mittwoch, 7. April 2010

Tuareg Rallye Tag 4

Der 4. Rallyetag fing eigentlich sehr gut an. Muss an dieser Stelle mal einwerfen, dass ich im Hotel Merzouga eine Suite für mich alleine hatte, d.h. 3 Zimmer mit insgesamt 6 Betten, Klimaanlage im Schlafzimmer (aber nie eingeschaltet), getrenntes Klo und 24h warmes Wasser. Andere konnten immer nur duschen, wenn die Sonne schien. Also gut geschlafen, gut gefrühstückt und an diesem Tag war es morgens schon ziemlich warm, so dass ich anstatt der Rallyejacke ein Cross-Shirt trug. Weiterhin machte ich den Fotorucksack "sandfest" ... nahm aber nur 2 Objektive mit.

Als erstes war der LeMans-Start der Königsetappe an der Tagesordnung. Da war gleich von Beginn an richtig Action im Rennen. Besonders die vorden Motorradprofis ließen es recht schnell angehen. Bei den PKW lief es etwas langsamer ab, wobei an diesem Tag es in keiner Klasse einen absolut Führenden gab. Heute gibt's mal kein Foto von Steffi & Benni ... sie hatten zu diesem Zeitpunkt Platz 2 inne mit ca. 1 Stunde Rückstand auf den Dessert Warrior. Sie ließen es ruhig angehen, mit dem Wissen, auf der Königsetappe sicher und gut navigieren und fahren zu können.

Nach dem Start fuhr ich zurück zum Hotel, um mich mit Thomas zu einer leichten Sandfahrt zu treffen. Hubert, auch auf einer HP2 unterwegs, gesellte sich noch zu uns und wir starteten unsere Runde rund um Erg Chebbi. Anfangs auf einer Sandpiste mit recht vielen Fahrspuren. Ich wünschte mir einen Lenkungsdämpfer hierbei, doch Alladin erschien leider nicht aus meiner Trinkflasche. Wir wechselten dann auf die Dünenausläufer. Es machte einfach mehr Spaß und auf dem jungfräulichen Sand ließ es sich schön fahren. Zwischendurch machten wir einen kleinen Abstecher auf ein kleines Plateau. Vor uns lagen die Dünen des Erb Chebbi und in einiger Entfernung konnten wir ein Paar Rallyeteilnehmer erkennen. Da oben standen sogar ein Paar Einheimische rum und ich frage mich noch heute, wieso sie uns nichts verkaufen wollten.


Dann ging's wieder runter vom Berg, weiter über die Sandpiste und dann zu den kleinen Dünen. Zu diesem Zeitpunkt wechselte mein Unwohlsein beim Sand fahren und Wohlsein. Die Sicherheit auf Sand stieg und folglich fuhr ich etwas schneller. Zu schnell. Es war dann ein blöder Dünen-Anfänger-Fehler der mir zum Verhängnis wurde. Normalweise fährt man eine Düne hoch und schaut erstmal, was dahinter ist. Ich tat es nicht und setzte nach einer Dünen ungewollt zum Sprung an. Wie weit kann ich irgendwie nicht mehr sagen ... so gefühlte 50m ... mein ganzes Leben schoß an mir vorbei ... vorher ich hab ich nur diesen Hang zum Übertreiben ? Ich landete mit einem kleinen Schlenker auf der nächsten Düne und zu meiner Überraschung saß ich immer noch auf dem Motorrad und fuhr weiter. Ziemlich schnell merkte ich nun, dass mein linker Arm nicht mehr so richtig meinen Befehlen gehorchen wollte und alles mit dem Wort "Schmerz" beantwortete. Ich wurde langsamer und ließ mich in den Sand fallen. Ich bin weich gefallen. Die Schulter schloß sich dem Wort "Schmerz" an und nun lag ich da. Hubert sah ich noch, wie er hinter der Düne verschwand. Mein ganzes Leben schoß schon wieder an mir vorbei, denn das Ende war nahe. Ich nahm mein Mobiltelefon raus ... Mist, kein Empfang. Überall in Marokko stehen mittlerweile Telefonmasten, aber genau an dieser Stelle ist kein Empfang. Die Todesangst stieg in mir hoch und ich sah schon den Todesreiter mit seiner Sense über die Dünen kommen. Ah nee ... das war der Hubert, der mich nicht mehr hinter sich sah. Dem Todesschwarz wich langsam das bayerische blau-weiß. Aber was nun. Ich lag im Sand, hatte tierische Schmerzen und mein Puls wollte einfach nicht sinken, ich war außer Atem. Zum Glück klappte ich nicht um. Mittlerweile war auch Thomas an der Unglücksstelle eingetroffen. Auch mit seinem Handy konnten wir keinen erreichen. In der Nähe war ein einheimischer Trecker zu sehen ... Hubert machte sich auf, ihn zu holen, um mich zum Hotel / zu den Sanis zu transportieren. Glücklicherweise kamen zu diesem Zeitpunkt 2 Marokkaner in einem Defender vorbei. Der eine fuhr mich mit dem Defender ins Hotel "Tuareg". Die Fahrt war absolut schmerzhaft. Jeden Stein spürte ich in meiner Schulter. Wir erreichten zwischendurch eine asphaltierte Straße, doch zu meiner Überraschung ging es kurz vor Merzouga wieder offroad weiter. Ich denke mal, der Fahrer hatte keinen Führerschein. Haben die da überhaupt Führerscheine ? Der andere Marokkaner fuhr mit meiner LC4 hinterher. Was für ein Service. Natürlich wollten die beiden ein Paar Dirhamms dafür haben .... zuerst 1.000 (ca. € 100,00). Einer der Sanis handelte sie auf 400,00 runter und ich gab ihnen 500,00. Keine Ahnung wie lange ich ohne die beiden noch im Sand gelegen hätte. Vielen Dank noch einmal von hier aus. Dazu kommen natürlich die beiden Bajuwaren Hubert und Thomas. Mein Dank an die beiden war so groß, dass ich mich nach der Rallye ganz offiziell im GS-Forum bedankt habe. Jeder LC8 Fahrer weiß, wovon ich rede.

Jetzt ist erstmal Schluß für heute. Als nächstes wird Mike einen Bericht über das Service-Team schreiben (schon fast fertig) und ich werde mich an das Thema "Luxation" herantasten. Hierfür fehlt mir noch etwas Bildmaterial. War schon eine Aktion mit Steffen und Klaus.

Aber mal so aktuell: Vorgestern bin ich mal wieder eine Runde LC8 und MTB gefahren. MTB war noch sehr unsicher, aber Motorrad ging. Heute dann das erste mal Krankengymnastik ... Physio hört sich besser an ... war auch ok und so gesamt gesehen geht's steil bergauf.

Montag, 5. April 2010

Tuareg Rallye Tag 3

Der 3. Tag war bereits vorab als Urlaubstag eingeplant. Die Etappe hatte 90% Sandanteil und Sand fahren war bis dato nicht meine Stärke. Ich hatte auch bis zu diesem Zeit mit dem Motorrad noch keine Düne gesehen. Hier jetzt zu starten wäre recht sinnfrei gewesen. Also Tag 3 entspannen und ein Paar Fotos machen, Tag 4 Sand fahren üben, Tag 5 wieder ins Rallyegeschehen inkl. eines Dünenabschnittes einsteigen. Vielleicht ist für manche diese Taktik nicht nachvollziehbar, doch ich wollte Spaß, Entspannung und vor allem heile zu Hause ankommen.

Also zog ich morgens meine Motorradklamotten an, verkündete lauthals, dass ich heute fett durch die Dünen surfen würde, schwang mich danach auf's Motorrad, fuhr mit Vollgas im Drift hinter das Hotel, stellte die Karre und tauschte die Motorradkleidung gegen Shorts und T-Shirt. Sollte ja keiner merken, dass ich Pause mache ... wer's glaubt, wird selig ... Ich kann aber schon einmal vorweg nehmen, dass meine LC4 nicht das einzige Bike war, dass an diesem Tag vor dem Hotel stand.

Wir räumten also unsere grüne Wildsau aus, um mit ihr auch abseits der Straßen etwas fahren zu können. Ich packte meine komplette Fotoausrüstung ein und los ging's zum Startpunkt. Für den folgenden Bericht heißt das .... viele Fotos und wenig Text.


Der Start war direkt an einem Dünenfeld nördlich von Merzouga. Ich lief einige Meter in die Dünen und schoß die ersten Bilder. Benni und Steffi starteten und kamen problemlos über die ersten Dünen, obwohl Steffi seit dem Start mit angezogener Handbremse fuhr. Aus der Profigruppe steckten bereits 3 Fahrzeuge auf dem ersten 100m !!! fest und mussten schaufeln.


Die ersten Motorradfahrer kamen leicht und locker auf dem unberührten Sand voran.


Andere wurden durch feststeckende Toyotas gebremst. Auf dem Foto oben ist Arturo Casanova (in rot gekleidet) zu sehen. Unglaublich, auf welche Weise und ich welchem Tempo er seine PKL KTM 690 Rallye auf der Düne wendete und locker flockig weiterfuhr. Den CP3 erreichte er übrigens als einer der ersten.


Andere fielen in den weichen Wüstensand.

Und hier haben wir mal 2 Service-Fahrzeuge im Vergleich. Der orange Defender war wirklich das schönste Auto im Rallyetross. Da sah unsere grüne Wildsau etwas blass gegen aus. Vielleicht ist das der Unterschied zwischen Amateur- und Profiteam.

Damit die Sau aber nicht all zu eifersüchtig wird, haben Mike und Lisa sie etwas in den Sand geschickt.

Aber es war auch Warten auf Steffi und Benni angesagt ... Lisa nutzte die Zeit für einen
Sandschlaf.




So nach und nach kamen dann die ersten Profi der jeweiligen Klassen vorbei ....

Sogar die Wildsau durfte beim CP3 zuschauen.

Bis endlich der schwarze Defender winkend einlief.

Das Winken könnte man ja als Freude deuten, doch die beiden hatten ein Problem. Einerseits hatte sich das Achsfangband gelöst und andererseits hatte Steffi Bedenken, dass der Diesel für die letzten Meter noch reichen würde. Dafür war ja das Service-Auto da, doch die grüne Sau hatten wir ja ausgeräumt ... oh oh ... kein Diesel an Bord. Steffi konnte zwar noch etwas Diesel vermitteln, doch Benni entschied nach dem Senken des Reifendrucks, dass der Sprit noch reicht. Sie fuhren weiter .... und kamen im Ziel an.


Die Etappe war eine der kürzesten der ganzen Rallye. Nachmittags konnten wir dann im Hotel Merzouga etwas relaxen und uns auf den nächsten Tag vorbereiten. Wir hatten mittlerweile an die 30°C und vor unseren Hotelzimmern ließ es sich angenehm aushalten. An diesem Tag hatte ich Thomas kennengelernt. Er schraubt am "Hoteleingang" an seiner HP2. Wir kamen ins Gespräch, tauschten die üblichen Neckigkeiten zwischen KTM und BMW Fahrern aus und verabredeten uns für den nächsten Tag zu einer leichten Dünenfahrt ..... to be continued

Sonntag, 4. April 2010

Der Tag als „Beifahrer“

Ich fange mal ganz von vorne mit dem Rallye Fahren an. 2008 war es mir zu langweilig, Steffi beim „im Kreis Fahren“ zuzuschauen. 2008 war Ihr letztes Jahr, in dem Sie am VLN Langstreckenpokal teilgenommen hatte. Es musste also eine neue Herausforderung her, an der wir beide teilnehmen konnten, ohne dass dabei der Spaß auf der Strecke blieb. So wurde die Idee zum Rallye fahren geboren. Allerdings gab es noch ein Problem: Wer fährt und wer navigiert? Dieses konnten wir leider erst während der letzten Tuareg Rallye lösen. Anscheinend wurden Frauen von Mutter Natur nicht mit dem Gen ausgestattet, dass sie während der Fahrt lesen können, ohne dass ihnen noch einmal das Essen durch den Kopf geht. Somit ist mir die Stelle als Beifahrer und Navigator zugefallen, ob ich wollte oder nicht. Dabei ist es ein undankbarer Job. Man muss sich unter den widrigsten Umständen immer konzentrieren und den richtigen Weg finden. Da man auch meistens auf Navi, Kompass und Roadbook fixiert ist, wird jedes Schlagloch zur Überraschung … rummmmssssss. Aber die Lorbeeren für den Sieg bekommt immer der Fahrer und der Beifahrer steht in seinem Schatten.

So jetzt mal zur Tuareg Rallye 2010
Gleiches Auto und gleiches Team, nur dieses Jahr funktionierte der Tripmaster und das Navi ohne Probleme. Somit sollte es für mich ein leichtes sein, dieses Jahr alle Checkpoints zu finden und fehlerfrei durchzukommen. Vor jedem Start heißt es, Roadbook bearbeiten und mit demTrack auf dem Navi überprüfen. Denn auch die beste ORGA macht Fehler, so stimmten häufiger die Kilometerangaben im Roadbook nicht. Steffi wollte dies immer am Vorabend machen, doch ich hielt es für ausreichend, dieses kurz vor dem Start zu machen. Da hatte man dann wenigstens eine Beschäftigung, denn bereits 45 min vor der eigentlichen Startzeit musste das Team beim Startpunkt sein und seine Timecard abholen. Andere zogen es vor, in dieser Zeit ständig auf Toilette zu gehen.


Bei der Tuareg Rallye gibt es zwei Unterschiedliche Navigationsarten: Zum einen das Navigieren auf Pisten. Hier fährt man mit dem Roadbook in Verbindung mit dem Tripmaster ( genauer Kilometerzähler) und natürlich markanten Punkten an der Strecke. Das Navi spielt nur eine geringe Rolle, es wird nur benötigt, um die Position des nächsten Checkpoints zu kennen. Die zweite Variante ist das Fahren im Wüstensand. Hier benötigt man nur das Roadbook, Navi und den guten alten Kompass, denn in der Wüste gibt es vielleicht bis auf eine Oase keine markanten Punkte. Das Entscheidende in der Wüste ist, den richtigen und einfachsten Fahrweg zu finden und sich nicht zu überschlagen. Folgend ein Auszug aus dem Roadbook der Kingstage 2009:



Ansonsten gibt’s noch 3 kleine Regeln bei der Navigation:
1. Sollte Deine Navigation nicht ausgefallen sein, folge niemals anderen Rallyeteilnehmern, denn sie könnten sich verfahren haben. Sollte sie aber auch richtig sein, behalte Deine Navigation immer auf dem aktuellen Stand.
2. Lass Dich niemals von Reifenspuren im Sand oder Dreck bei Deiner Navigation beeinflussen. Sie könnten von einer Touri-Gruppe sein.
3. Fahre niemals in die Richtung, die von den einheimischen Kindern angezeigt wird.

Und nun ein kleiner Eindruck aus dem Rallye-Alltag. Dazu nehme ich mir das Dünen Rennen als Beispiel. Dabei ging es darum, schnellst möglichst zwei Runden durch die Dünen zu fahren. Da wir mit 2 Stunden Vorsprung das Rennen anführten, wollten wir es ruhig angehen, langsam fahren und das Auto heile lassen. Aber wie es immer so im Leben ist, kommt es immer anders als man denkt. Wir hatten irgendwie nicht unseren besten Tag. Vielleicht lag es daran, dass man nachts immer vom Fahren in den Dünen träumt und dadurch schlecht schlafen konnte. Die erste Runde absolvierten wir relativ problemlos, wobei es schon eine gewisse Anspannung im Cockpit gab. Steffi hatte mal wieder Ihren Dickschädel und wollte nur nach ihrem Kopf fahren, egal ob es ein Umweg war oder nicht. Ich wollte am liebsten den Platz wechseln und selber fahren. In der Mitte der zweiten Runde war es dann soweit, wir hatten den Checkpoint Mitte angefahren und parkten vor ihm. Steffi war auf dem Weg, um sich den Kontrollstempel am Checkpoint zu holen als neben mir eine Motorradfahrerin anhielt. Mein Seitenfenster war ganz geöffnet. Als Sie dann versuchte ihr Motorrad zu parken und das macht man in der Wüste wie folgt: Anhalten, 1. Gang einlegen und so lange Gas geben bis sich der Hinterreifen im Sand eingräbt, flog der ganze aufgewirbelte Sand auf und in den Defender. Im Klartext, im Fußraum, mein Sitz, Hose und wo Sand überall noch hinkommen kann waren voll von den kristallinen Steinchen. Zu meinem Leid klemmte das Seitenfenster, so dass ich es auch nicht schließen konnte.



Auf dem Foto sieht man den Defender, wie er gerade von einem Motorrad besandet wird. Aufgenommen aus ca. 1.000m Entfernung.

Dies reichte aus, meine Laune auf den Tiefpunkt zu bringen. Zum Glück mussten wir nur noch in das 7 km entfernte Ziel. Mittlerweile war es kurz nach 11 Uhr. Das Timelimit war 13 Uhr, so dass wir noch Zeit hatten. Allerdings hat die Wüste in der Mittagszeit so ihre Tücken. Man sieht keine Konturen mehr. Das heißt, es kann passieren, dass man auf einer Ebene fährt und dann einfach mal ins Loch fällt, weil man die Kante nicht sehen konnte. Naja, so kam es dann auch: wir fuhren und plötzlich ging es abwärts in ein V- förmiges Tal. Dort rutschten wir so dämlich rein, dass der Defender hinten links in der Luft hing und hinten rechts völlig eingefedert war. Vorne sah es ähnlich aus, nur das die Seiten vertauscht waren. Zu allem Überfluss hatte sich auf der Fahrerseite noch der Reifen von der Felge gelöst. Dieses kann Aufgrund des geringen Reifendrucks den man im Sand fährt, ca. 0,8bar, passieren. Wir fingen also zu zweit an zuschaufeln. Das Problem war aber, dass der von den Hängen rutschenden Sand wieder nachkam. Bei uns machte sich die Angst breit, dass wir das Ziel nicht mehr pünktlich erreichen und somit 4 Strafstunden kassierten und die Führung verlieren. Steffi machte den Vorschlag, zu Fuß zum Ziel zu laufen und sich den Stempel zu holen. Wäre es erlaubt ohne Auto anzukommen? Wir waren uns unsicher und entschieden lieber weiter zu buddeln. Auch der Einsatz unserer Sandbleche brachte kein Erfolg, der Defender saß fest. Auch zwei weitere Autos übersahen das Loch, eins schaffte es im letzten Moment noch , um uns herum zu fahren, das zweite Stand hinter uns und konnte erst weiter, wenn unser Defender aus dem Weg sein würde. Allerdings interessierte es sie nicht und sie blieben einfach im Auto sitzen. Das Duckworth Team sah unser Missgeschick und hielt an, um uns zu helfen. Mit 4 Sandblechen und viel Schaufeln bekamen wir den Defender dann frei. Den Duckworth Leuten sein Dank.


Der Duckworth Desert Warrior ... auf der einen Seite die helfenden Hände beim Dünen-Rennen, aber auch Fahrer des zweit schönsten Rallye Cars ... noch schöner war deren Service-Fahrzeug (Defender 110 in orange metallic)

So nun noch schnell den Reifen wechseln. Als es weiterging, war es schon 12:20 Uhr und wir waren wieder auf der Jagd, das Ziel doch noch pünktlich zu erreichen. Als nach einigen Minuten ein entscheidender Satz von Steffi kam: „ Benni, ich glaub ich habe die Radmuttern nicht festgezogen!“. Ich dachte, na prima und schaute aufs Navi, es waren nur noch knapp 2 km. Jetzt nochmal anhalten und die Muttern nachziehen oder weiter Gas geben und das Risiko eingehen das Rad zu verlieren? Tja, das war wohl die Frage des Tages. Ich entschied, wir gehen das Risiko ein und fahren durch. Gesagt … getan, wir erreichten das Ziel um 12:40, also wäre noch Zeit gewesen, die Radmuttern zu kontrollieren. Völlig fertig fuhren wir in unser Hotel zurück. Nicht nur der Defender brauchte ein Pause, sondern wir auch. So machten wir erstmal Siesta und legten uns für 2 bis 3 Stunden schlafen. Wie sich noch herausstellte, waren die Radmuttern relativ fest. Ich denke, Steffi hatte sie doch mit ihrer maximalen Kraft angezogen. Sie ist eben ein Fliegengewicht. An diesem Tag haben wir eine Stunde unserer Führung verloren, aber wir hatten noch ein kleines Polster und freuten uns auf den nächsten Rallyetag. Endlich wieder raus aus den Dünen zurück auf die Piste! Wir konnten keinen Sand mehr sehen!!!